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Geschichten von Menschen, die keine Schlagzeilen machen, sondern lieber Schlagzeilen lesen. 
Ihnen dabei über die Schulter schauen, sich in ihr Leben einmischen und ihren Alltag mit Phantasien, Träumen, Unterstellungen, Freuden und Überraschungen anreichern. Das ist der Augenblog wie er die Welt sieht:
Halbwahre Geschichten aus wahren Schlagzeilen.

Edith

«DAS ENDE DER TELEFONKABINE. Sex in der Telefonkabine, das war spannend».

Kopfschüttelnd legt Edith die Zeitung mit der Schlagzeile auf das Tischchen. Aber nein, was denen alles einfällt. Sex in der Telefonkabine... so etwas konnte man sich früher nicht vorstellen. Früher? Gerne erinnert Edith sich an die romantische Zeit, die sie in Telefonkabinen verbrachte. Wenn sie ungestört mit ihrem Schatz plaudern wollte, so wählte sie eine abgelegene Kabine, in der sie nicht alle fünf Minuten durch wartende, an die Scheibe klopfende Personen gestört wurde. Auswärts telefonieren war eine kleine Rache an ihrer Familie. Zuhause beim zentralen Wandtelefon hörten alle mit. Die Mutter musste zwingend fünfmal hin und her laufen, die kleine Schwester während Minuten etwas in der Jacke nuscheln und der Bruder öffnete ganz ungeniert die sonst immer verschlossene Zimmertüre. Also stand, lehnte oder kauerte Edith stundenlang in der Kabine. Oder wartete zum vereinbarten Zeitpunkt in aller Kälte davor, bis ihr Schatz auf die kabineneigene Nummer anrief. Versorgt mit einer Handvoll Kleinmünz wurden die Gespräche zelebriert. ...Und die Abschiedszeremonie wurde regelmässig nach letzten 40 Rappen brutal abgeklemmt. Nur einmal, ihr Schatz kam gerade von der Rekrutenschule in den Urlaub, da haben die Verliebten «ihre» Telefonkabine umgenutzt... Aber das hat ihr dementerkranktes Gehirn im Laufe der Zeit ausgeblendet.

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