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Geschichten von Menschen, die keine Schlagzeilen machen, sondern lieber Schlagzeilen lesen. 
Ihnen dabei über die Schulter schauen, sich in ihr Leben einmischen und ihren Alltag mit Phantasien, Träumen, Unterstellungen, Freuden und Überraschungen anreichern. Das ist der Augenblog wie er die Welt sieht:
Halbwahre Geschichten aus wahren Schlagzeilen.

Hanspeter

Apéro mit Überraschungsgast. Es braucht schon Mut, als anerkanntes Künstlerpaar vor versammeltem Business-Publikum hinzustehen und statt über Kunstwerk, Leistung, Schmelzpunkt und Formen über seine tiefen Überzeugungen zu reden. Auch Hanspeter ist dabei. Erwartungsfroh lehnt er sich zurück, verschränkt die Arme … und runzelte erstaunt die Stirn, als er zum ersten Mal das Wort Gott hörte. Habe ich mich verhört? Ist das die angekündigte Überraschung? Von Gott, Beten und Vergeben ist auch weiterhin die Rede. Hä? denkt Hanspeter, ist es diesem Künstlerpaar wichtiger, für Gott als für ihr Unternehmen und ihr Angebot zu werben? Für Hanspeter existieren weder Gott im Leben noch Gott in seinem Wortschatz. In seiner Kindheit und Elternhaus hat er eine Überdosis Gott erhalten. Und bis heute in seinem fünften Lebensjahrzehnt ist ihm nie klar geworden, ob sich dieser religiöse Aufwand ausbezahlt hat. Nein, da baut er sich lieber seine eigene Religion zusammen. Die katholische Kirche ist ihm sowieso suspekt. Fast täglich Enthüllungen über Missbräuche. Gott ist nicht die Kirche, Gott ist der Glaube ... mit diesen Worten schliesst der kleine Lebenseinblick. Applaus. Auch Hanspeter klatscht höflich mit. Sollen sie doch glauben, was sie wollen, denkt er gönnerisch und wendet sich wieder dem fröhlichen Gespräch und der üppigen Fleischplatte zu. Wenige Zeit später rast Hanspeter mit zwei, drei Gläschen intus in seinem Audi Quattro in Richtung Daheim, als mitten im Wald auf der Strasse im Scheinwerferlicht plötzlich eine Rehmutter mit ihrem Kitz auftaucht. Intuitiv und wie von Geisterhand gelenkt kann sich Hanspeter haarscharf an den verschüchterten Tieren vorbeizirkeln… Buhh, mein Gott, jetzt habe ich schön Glück gehabt.

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